Vom Süß- ins Meerwasser (Dichotomyctere nigroviridis)
Verfasst: 26.02.2014 23:11
Hallo liebe Kugelfischfreunde,
ich bin neu hier, habe mich aber bereits im Mitglieder-Bereich bestmöglich vorgestellt.
Seit gut zwei Monaten läuft mein Brackwasserbecken, welches ich als reines Artbecken für zwei grüne Kugelfische T. nigroviridis geplant und aufgebaut hatte. Eigentlich wollte ich wieder irgendwas afrikanisches aus dem Süßwasser haben, aber leider werden T. linetaus und T. mbu zu groß und die kleineren Afrikaner sind selten bis gar nicht zu bekommen. Ein Brackwasserbecken hatte ich noch nie und grüne Kugelfische bestmöglich artgerecht zu halten ist doch auch mal was feines.
Das Aquarium:
Es handelt sich um ein "Rio 240" von Juwel mit den Maßen 120x40x50cm (LxBxH). Das Becken faßt 240 Liter und läuft mit dem originalen Juwel "Bio Flow"-Innenfilter, der auch über eine recht ordentliche und angemessene Wasserbewegung sorgt. Der Heizstab ist im Filter integriert. Da ich aus früheren Erfahungen festgestellt habe, dass Kugelfische ziemlich sauerstoffreiches Wasser brauchen und gerade nach dem Fressen gerne mal "japsen", habe ich direkt den passenden Diffusor zum Filter gekauft. Beleuchtet wird mit zwei, in der Farbe unterschiedlichen, T5-Röhen, welche für gutes Licht sorgen. Ist mir übrigens neu. Zu meinen damaligen Zeiten gab's fast nur T8-Balken.
Die Einrichtung:
Der Bodengrund besteht aus feinem Sand, den ich ca. 5 cm hoch aufgeschichtet habe. In einem Seewaser-Aquaristikladen habe ich mir Korallenbruch und diverses Riffgestein besorgt, welches ich überwiegend auf der linken Seite des Beckens aufgetürmt habe. Auf der rechten Seite habe ich schmale Mangroven- und rote Moorwurzeln hochkant in den Sand gesteckt, was die Luftwurzeln eines Mangrovenwaldes halbwegs imitieren soll.
Das Wasser:
Das düsseldorfer Wasser ist recht hart (ca. 14°dGH). Karbonat liegt imMo. irgendwo zwischen 6 und 10°dKH. Der pH-Wert bei ca. 7,5. Zum Aufsalzen habe ich "Marin Basic Salt" von Sera verwendet. Leider kann ich die Dichte nicht angeben. Zwar habe ich ein Aräometer von "Red Sea" zur Permanent-Messung im Becken, aber dieses olle Ding misst erst ab 1.010. Alles was ich euch sagen kann ist, dass ich inzwischen 2600g Salz in 240 Liter Wasser habe und es auch schon ordentlich salzig schmeckt. Ich habe täglich einen 10 Liter-Eimer abgesaugt, 325g Salz klar eingerührt und das Wasser dann wieder langsam dem Becken zugemischt um die beiden grünen Kugelfische langsam dran zu gewöhnen. Mich würde ja schon die aktuelle Dichte interessieren, aber für ein teures Refraktometer bin ich schlichtweg zu geizig! Ich überlege vorsichtig weiter aufzusalzen, bis das Aräometer beginnt auszuschlagen (1.010).
Die Kugelfische:
Nun beginnt der traurige, aber interessante Part!
Nachdem das Becken nach einer gegönnten Einlaufzeit von knapp zwei Monaten endlich soweit war, begab ich mich in meiner näheren Umgebung auf die Suche nach grünen Kuglern und wurde recht schell fündig. Was ich dort sah, ist kaum zu beschrieben. 3 oder 4 der allesamt ca. 5-6 cm langen Fische lagen bereits tot auf dem Grund. Die, die noch lebten waren dunkel verfärbt, bis auf die Gräten abgemagert, hatten überall Bisswunden an den Flossen und am Körper und litten zudem noch an Flossenfäule und Weißpünktchen. Noch nie zuvor habe ich derart abgemagerte, verstümmelte und kranke grüne Kugeler gesehen. Von der Form her dünner als die schlanken Colomesus assellus. Ich zitierte den Typen ran und machte ihn drauf aufmerksam. Darauf folgte das typische dumme Gefasel ahnungsloser "Zoofachverkäufer". Es sagte, dass es sich um Wildfänge aus Südostasien handeln würde, die bei Ankunft angeblich immer so ausehen würden. Als ich ihn fragte, weshalb die Tiere auf Süßwasser sitzen, kam nur: "Weil wir für ein Becken mit ein paar Fischen nicht extra Brackwasser anmischen!". Außerdem könne man die Tiere auch im Süßwasser halten. "Das sehe ich!", antwortete ich darauf. Die grünen Kugeln sollten 7,99€ pro Fisch kosten. Ich sagte, dass ich diesen Preis nicht zahlen werde. Daraufhin ging er auf 4,99€ runter. Ich ließ mir bewusst zwei der traurigsten Gestalten rausfangen, die es in meinen Augen am nötigsten hatten. Ich hätte sie am liebsten alle gerettet, aber das wäre nicht möglich gewesen. Ich gab den Beiden keine hohe Überlebenschance. Da mich die gequälten Fische an die verformten Marsmonde Phobos und Deimos erinnerten, gab ich ihnen diese Namen. Zu Hause angekommen habe ich sie nach kurzer Eingewöhnung ins Becken gesetzt und sofort mit dem Aufsalzen begonnen. Zusätzlich habe ich die Temperatur hochgedreht um den Pilzbefall und die Weißpünktchen zu bekämpfen. Ich bot Futter in Form von roten Mückenlarven und Regenwürmern an. Ich hätte im Traum nicht daran gedacht, dass sie fressen würden, doch sie vervielen in einen regelrechten Fressrausch. Als hätten sie noch nie was bekommen.
Heute ist Tag 4: Erstaunlicherweise leben beide Fische noch und haben sich farblich total gemacht. Das Grün ist wieder hell und kräftig, der Bauch wieder rein weiß. Der Pilzbefall ist verschwunden und die Pünktchen nahezu auch. Sie fressen noch immer fleißig Mückenlarven, Regenwürmer und zerdrückte Posthornschnecken. 2600g Salz sind bereits im Becken und man sieht regelrecht, wie sie den steigenden Salzgehalt genießen. Sie werden immer agiler und fitter, auch wenn sie noch immer sehr stark abgemagert sind. Besonders Phobos hat es stark erwischt, was die Abmagerung betrifft. Drückt mir die Daumen, dass ich sie durch kriege! Ich halte euch gerne auf dem Laufenden. Fotos kommen auch, wenn Interesse besteht.
Gruß, Aaron
ich bin neu hier, habe mich aber bereits im Mitglieder-Bereich bestmöglich vorgestellt.
Seit gut zwei Monaten läuft mein Brackwasserbecken, welches ich als reines Artbecken für zwei grüne Kugelfische T. nigroviridis geplant und aufgebaut hatte. Eigentlich wollte ich wieder irgendwas afrikanisches aus dem Süßwasser haben, aber leider werden T. linetaus und T. mbu zu groß und die kleineren Afrikaner sind selten bis gar nicht zu bekommen. Ein Brackwasserbecken hatte ich noch nie und grüne Kugelfische bestmöglich artgerecht zu halten ist doch auch mal was feines.
Das Aquarium:
Es handelt sich um ein "Rio 240" von Juwel mit den Maßen 120x40x50cm (LxBxH). Das Becken faßt 240 Liter und läuft mit dem originalen Juwel "Bio Flow"-Innenfilter, der auch über eine recht ordentliche und angemessene Wasserbewegung sorgt. Der Heizstab ist im Filter integriert. Da ich aus früheren Erfahungen festgestellt habe, dass Kugelfische ziemlich sauerstoffreiches Wasser brauchen und gerade nach dem Fressen gerne mal "japsen", habe ich direkt den passenden Diffusor zum Filter gekauft. Beleuchtet wird mit zwei, in der Farbe unterschiedlichen, T5-Röhen, welche für gutes Licht sorgen. Ist mir übrigens neu. Zu meinen damaligen Zeiten gab's fast nur T8-Balken.
Die Einrichtung:
Der Bodengrund besteht aus feinem Sand, den ich ca. 5 cm hoch aufgeschichtet habe. In einem Seewaser-Aquaristikladen habe ich mir Korallenbruch und diverses Riffgestein besorgt, welches ich überwiegend auf der linken Seite des Beckens aufgetürmt habe. Auf der rechten Seite habe ich schmale Mangroven- und rote Moorwurzeln hochkant in den Sand gesteckt, was die Luftwurzeln eines Mangrovenwaldes halbwegs imitieren soll.
Das Wasser:
Das düsseldorfer Wasser ist recht hart (ca. 14°dGH). Karbonat liegt imMo. irgendwo zwischen 6 und 10°dKH. Der pH-Wert bei ca. 7,5. Zum Aufsalzen habe ich "Marin Basic Salt" von Sera verwendet. Leider kann ich die Dichte nicht angeben. Zwar habe ich ein Aräometer von "Red Sea" zur Permanent-Messung im Becken, aber dieses olle Ding misst erst ab 1.010. Alles was ich euch sagen kann ist, dass ich inzwischen 2600g Salz in 240 Liter Wasser habe und es auch schon ordentlich salzig schmeckt. Ich habe täglich einen 10 Liter-Eimer abgesaugt, 325g Salz klar eingerührt und das Wasser dann wieder langsam dem Becken zugemischt um die beiden grünen Kugelfische langsam dran zu gewöhnen. Mich würde ja schon die aktuelle Dichte interessieren, aber für ein teures Refraktometer bin ich schlichtweg zu geizig! Ich überlege vorsichtig weiter aufzusalzen, bis das Aräometer beginnt auszuschlagen (1.010).
Die Kugelfische:
Nun beginnt der traurige, aber interessante Part!
Nachdem das Becken nach einer gegönnten Einlaufzeit von knapp zwei Monaten endlich soweit war, begab ich mich in meiner näheren Umgebung auf die Suche nach grünen Kuglern und wurde recht schell fündig. Was ich dort sah, ist kaum zu beschrieben. 3 oder 4 der allesamt ca. 5-6 cm langen Fische lagen bereits tot auf dem Grund. Die, die noch lebten waren dunkel verfärbt, bis auf die Gräten abgemagert, hatten überall Bisswunden an den Flossen und am Körper und litten zudem noch an Flossenfäule und Weißpünktchen. Noch nie zuvor habe ich derart abgemagerte, verstümmelte und kranke grüne Kugeler gesehen. Von der Form her dünner als die schlanken Colomesus assellus. Ich zitierte den Typen ran und machte ihn drauf aufmerksam. Darauf folgte das typische dumme Gefasel ahnungsloser "Zoofachverkäufer". Es sagte, dass es sich um Wildfänge aus Südostasien handeln würde, die bei Ankunft angeblich immer so ausehen würden. Als ich ihn fragte, weshalb die Tiere auf Süßwasser sitzen, kam nur: "Weil wir für ein Becken mit ein paar Fischen nicht extra Brackwasser anmischen!". Außerdem könne man die Tiere auch im Süßwasser halten. "Das sehe ich!", antwortete ich darauf. Die grünen Kugeln sollten 7,99€ pro Fisch kosten. Ich sagte, dass ich diesen Preis nicht zahlen werde. Daraufhin ging er auf 4,99€ runter. Ich ließ mir bewusst zwei der traurigsten Gestalten rausfangen, die es in meinen Augen am nötigsten hatten. Ich hätte sie am liebsten alle gerettet, aber das wäre nicht möglich gewesen. Ich gab den Beiden keine hohe Überlebenschance. Da mich die gequälten Fische an die verformten Marsmonde Phobos und Deimos erinnerten, gab ich ihnen diese Namen. Zu Hause angekommen habe ich sie nach kurzer Eingewöhnung ins Becken gesetzt und sofort mit dem Aufsalzen begonnen. Zusätzlich habe ich die Temperatur hochgedreht um den Pilzbefall und die Weißpünktchen zu bekämpfen. Ich bot Futter in Form von roten Mückenlarven und Regenwürmern an. Ich hätte im Traum nicht daran gedacht, dass sie fressen würden, doch sie vervielen in einen regelrechten Fressrausch. Als hätten sie noch nie was bekommen.
Heute ist Tag 4: Erstaunlicherweise leben beide Fische noch und haben sich farblich total gemacht. Das Grün ist wieder hell und kräftig, der Bauch wieder rein weiß. Der Pilzbefall ist verschwunden und die Pünktchen nahezu auch. Sie fressen noch immer fleißig Mückenlarven, Regenwürmer und zerdrückte Posthornschnecken. 2600g Salz sind bereits im Becken und man sieht regelrecht, wie sie den steigenden Salzgehalt genießen. Sie werden immer agiler und fitter, auch wenn sie noch immer sehr stark abgemagert sind. Besonders Phobos hat es stark erwischt, was die Abmagerung betrifft. Drückt mir die Daumen, dass ich sie durch kriege! Ich halte euch gerne auf dem Laufenden. Fotos kommen auch, wenn Interesse besteht.
Gruß, Aaron